Die Nonnen von Montabaur (eine Sage) Am Ausgang des Hinteren Rebstocks, nicht unweit der Stelle an der heute ein Marienbildstock befestigt ist, lehnte einst vor Jahrhunderten ein kleines Frauenkloster an der Stadtmauer. Dort führte eine kleine Pforte durch die Stadtmauer, hinab zur heutigen Alleestraße und nach Allmannshausen. Dieser Ort wird auch heute noch im Volksmund „Nonnenpforte“ genannt. Die wenigen Nonnen, die in diesem Kloster noch wohnten, übten sich in der Betreuung und Pflege von Kranken und ergingen sich im Zeichen der Nächstenliebe. Es waren wieder unruhige Zeiten und allerlei Kriegsvolk und Gesindel zog durch den Westerwald. Gewalt, Mord und Totschlag waren fast an der Tagesordnung. Ein besonderes Augenmerk der Stadtväter galt daher der Sicherung der Stadt, gegen unerwünschte Reisende oder marodierende Soldaten. Türme und Tore wurden besetzt, die Stadttore des Nachts verschlossen. Eine Nonne vernahm eines Abends vor der Nonnenpforte Wehklagen und erspähte durch ihr Zellenfenster vor der Stadtmauer eine männliche Gestalt, die immer wieder um Hilfe rief, da er schwerverletzt und hilflos sei. Die Nonne, schwankend zwischen ihrer Pflicht als Christenmensch und frommer Berufung zur Pflege Kranker und hilfloser Menschen und andererseits die Sorge um die Gefährdung der Sicherheit der Bewohner, wenn sie denn die Pforte öffnen würde. Der immer schmerzlichere und drängendere Hilferuf des vermeintlich verletzten und hilflosen Menschen vor der Pforte rührte doch dann das Herz der Nonne und sie entschied sich Gottes Gebot zur Nächstenhilfe zu erfüllen. So öffnete sie dann die Pforte. Statt des Verwundeten drangen jedoch Soldaten durch die Pforte und erschlugen die Nonne auf der Stelle, drangen in die Stadt ein und überzogen die Stadt mit Brand und Mord und versetzten die Menschen in große Not und Bedrängnis. Seitdem geistert die Seele der unglücklichen Nonne um diesen Platz an der Stadtmauer und der jetzt verschwundenen Pforte, um Antwort zu finden auf die Frage, warum sie der Stadt Unheil bringen musste, nur weil sie dem Gebot der Nächstenliebe folgte. „Eine fromme Seele“, wie Walter Kalb (ein Heimatforscher) schreibt, errichtete daher an dieser Stelle das Marienbildnis – den Bildstock - um an dieser Stelle an ein stilles Gebet zu mahnen, damit die Seele der jungen Nonne ihre Ruhe und Frieden finden kann. Nonnen, oder ein solches Kloster sind dagegen tatsächlich in Montabaur nach den Urkunden und Archivalien nicht nachgewiesen. (BS/FJL) 23
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