Der Skatspieler-Trick Am Montag, dem 20. Juli 1933, wurde Heinrich Roth, der bereits seit dem 2. April als Bürgermeister beurlaubt war verhaftet bzw. „in Schutzhaft genommen“, wie man es seitens der Nationalsozialisten nannte. Fünf Tage war er im Montabaurer Gerichtsgefängnis untergebracht. Seine Frau überliefert, dass er dort in einer Gemeinschaftszelle auf andere missliebige politische Gegner des neuen Regimes traf; nämlich auf „Kommunisten vom Dornberg“. Selbst mit diesen Menschen, eigentlich seine politischen Gegner von links, konnte sich Heinrich Roth mit seinem verbindlichen und leutseligen Naturell verständigen. Sie, die Kommunisten vom Dornberg, brachten Heinrich Roth das Skatspielen bei. Das Skatspielen blieb ihm eine Passion, die er bis zu seinem Lebensende beibehielt. Dicke Luft im Stinkegässchen Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als Wasserleitungen und Abwasserverrohrung in Gebrauch kamen, waren Umweltbelastung, mangelnde Hygiene und Seuchen ein ständiger Begleiter des täglichen Lebens in unseren engen Altstadtgassen. Kleine Landwirtschaften in der Innenstadt produzierten Mist und Dung vor der Haustür und leiteten diese, gemeinsam mit ggf. gewerblichen Abfällen und Abwässer der häuslichen Abtritte und Waschwasser offen über „Flösschen“ ab. Auch wird berichtet, dass Frauen gebrauchte Windeln in den Stadtbrunnen auswuschen. Dadurch entwickelten sich starke Geruchsbelästigungen und Brutstätten für Ungeziefer. Im 14. Jahrhundert war das auch der Nährboden der zum Ausbruch der Pest/Beulenpest und 1553 zu einem starken Ausbruch in Montabaur führte. Eine Notiz aus dem Stadtarchiv lautet: „1553 was [war] ein Sterben der Pestilenz in der Stadt, war Thomas Schwalbach Bürgermeister“. Diese drastischen Geruchsbelästigungen sind auch der Grund, dass ein vom Burgberg herabführendes Gässchen mit einem Abwasserflösschen in Stadtratsprotokollen 1788 und 1790 als sog. „Stinkegässchen“ bezeichnet wird. Die ursächlichen Zusammenhänge mit dem Ausbruch von Seuchen (er)kannte man seinerzeit noch nicht und vermutete sogar, dass aus dem Boden „sterbend Luft“ entwich und zu den Seuchen führte. (BS/PD S.384) 22
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