HAUSBESETZUNG der jugendlichen Begierde war schnell das alte und leerstehende Wasserwirtschaftsamt in Nachbarschaft der Josef-Kehrein-Schule ausgewählt. Etwa 40 Jugendliche hatten über Wochen die Besetzung als strenge Geheimsache vorbereitet, Plakate gemalt und Flugblätter vervielfältigt, die dann in der Nacht vom 19. auf den 20. Juni 1981 unters Volk gebracht wurden. Am nächsten Morgen verbreitete sich die Nachricht von der Hausbesetzung wie ein Lauffeuer in der Kreisstadt und der gesamten Region. Auch ein provisorisches Jugendzentrumsprogramm mit Musik, Workshops und Diskussionen für die folgende Woche war vorbereitet. Schnell war das Haus am nächsten Morgen von Hunderten Schaulustiger ebenso umringt wie von vielen Medienvertreter/innen und Kommunalpolitiker/innen. Auch die Staatsgewalt blieb nicht untätig und rückte gar mit einer Hundertschaft der Bereitschaftspolizei mit Hundestaffel in Montabaur an. Letztere war noch nicht sichtbar, hatte ein Lager auf dem Parkplatz der Kreisverwaltung eingerichtet. Schnell entschlossen hatte der damalige Bürgermeister Wilhelm Mangels den Hausbesetzern ein Gesprächsangebot gemacht, was jedoch nach längerer Verhandlung scheiterte. Die inzwischen auf 80 Personen gewachsene Gruppe der Besetzer erklärte, dass man unter den gegebenen Umständen das Haus nicht freiwillig räumen werde. Die Jugendlichen kündigten an, dass als nächste Aktion das Rathaus besetzt werde, wenn bis zum Jahresende keine spürbaren Fortschritte erkennbar seien. Damit die friedliche Besetzung auch als solche wirken kann, verließen die Jugendlichen trotzdem am Nachmittag freiwillig das Haus, nachdem die Hundertschaft der Polizei aufmarschiert war. In den kommenden Wochen reifte die Entscheidung, in der stadteigenen Katharinenschule ab Sommer 1982 ein JUZ einzurichten – wohl auch um der angedrohten Besetzung des Rathauses und einer möglichen Radikalisierung einiger Jugendlicher zuvorzukommen. Nun wurden die Weichen schnell und richtig gestellt, ein Trägerverein wurde gegründet und das JUZ konnte bald seine Pforten öffnen. Und siehe da: alle Parteien waren jetzt dafür und bei der nächsten Kommunalwahl war das Jugendhaus für alle ein echter Wahlkampfhit! Und 2022 durfte offiziell das 40-jährige Jubiläum der Jugendeinrichtung gefeiert werden. Am 19. Juni 2021 trafen sich viele der damaligen Besetzer/innen zu einem Erinnerungsmeeting im JUZ – die eine oder andere Geschichte von damals wurde dabei wieder lebendig! (USch) 21
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