Montabäurer Merkwürdigkeiten

RICHTFEST Napoleons Bruder Nachdem die aggressive Expansionspolitik Napoleons gescheitert war und das von Napoleon 1807 etablierte „Königreich Westfalen“ sich auflöste, flüchtete der als König eingesetzte jüngste Bruder Napoleons, Jerome, nach Westen, über Wetzlar, Weilburg, Limburg und Montabaur in das zunächst noch sichere Herzogtum Nassau. Die Durchreise Jeromes, bekannt für seine herausfordernde anmaßende Art, die durch das Verhalten seines ihn begleitenden Gefolges noch verstärkt wurde, löste u. a. in Montabaur „schwere Zwischenfälle“ aus. Ein Ersuchen des französischen Feldmarschalls Kellermann, man möge dem „König von Westfalen“ militärischen Schutz geben, wurde mit dem Hinweis abgelehnt, „es stünden derzeit keine felddiensttauglichen Truppen im Lande“. Ein Richtfest ohne Rohbau Im September 1966 bezog das Raketen Artillerie Bataillon 350 die neu erbaute Westerwaldkaserne (heute Wohnviertel Quartier Süd) am südlichen Stadtrand. Damit wurde Montabaur nach rund 65 Jahren wieder Garnisonsstadt. Im Rahmen der Truppenbetreuung wurde ein Soldatenheim geplant (heute Stadthalle „Haus Mons Tabor”). Dazu wurde das Grundstück Ecke Koblenzer Straße / Kolpingstraße erworben, auf dem das alte Kolping-(Gesellen)haus stand. Nachdem bereits im Juni 1976 das alte Gesellenhaus niedergelegt worden war, dauerte es wegen der langwierigen Verhandlungen doch noch bis Ende 1979, bevor das Bauvorhaben angegangen werden konnte. In der Stadt machte sich derweilen bei Vereinen und Bürgern Unmut und Ungeduld breit, da mit dem alten Kolpinghaus ein wichtiger Veranstaltungs-und Versammlungsort im Zentrum der Stadt nicht mehr zur Verfügung stand. Am Kirmesdienstag 1977 besetzte eine Gruppe junger Männer und Soldaten das Trümmergrundstück, um in geselliger Runde nachdrücklich für einen baldigen Baubeginn zu demonstrieren. Ein aufgestelltes Schild mit der Aufschrift „Richtfest“ sah gar schon den Rohbau errichtet. Die Westerwälder Zeitung kommentierte das Bild zu dem Bericht vom 10.08.1977 etwas robust: „Oder ist es zu viel verlangt , die Verantwortlichen zu bitten, bei den Bonnern Vertragspartnern auf den Tisch zu hauen, dass sich endlich in Montabaur was tut“. 17

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